
«Beruflich weiterkommen und sich weiterentwickeln»
Weiterbildung ist ein wichtiger Pfeiler der Berner Fachhochschule BFH. Und – Zufall oder nicht – die Zahlen des 25-Jahr-Jubiläums spiegeln sich auch im Bereich Weiterbildung des Departements Architektur, Holz und Bau BFH-AHB wider: Das Angebot umfasst 5 MAS sowie 25 CAS, und der Umsatz betrug im letzten Jahr just 2,5 Millionen Franken. Ein Gespräch über Trends, Misserfolge und Dauerbrenner im Angebot.
Konstantin Brander, Sie sind selbst ein Beispiel dafür, dass sich Weiterbildungen auszahlen ...
Ich bin überzeugt davon, dass Weiterbildung für uns persönlich, für unsere Gesellschaft und für die Wirtschaft extrem wichtig ist. Und ja, es stimmt, ich habe selbst auch die eine oder andere Weiterbildung absolviert.
Da stapeln Sie etwas tief. Sie haben es mit verschiedenen Weiterbildungen weit gebracht.
Ich habe zuerst eine Lehre als Zimmermann gemacht und dann in Biel Holzbauingenieur studiert. Während des Studiums absolvierte ich ein Praktikumsjahr in Frankreich. Später kamen gezielte Weiterbildungen hinzu. Ich bin zwar kein «Weiterbildungs-Junkie», aber ich habe diese Zeiten immer genossen – sie haben mich inspiriert und weitergebracht.
Welches war die wichtigste Weiterbildung für Ihr berufliches Weiterkommen?
Bestimmt die Ausbildung zum Holzbauingenieur an der Schweizerischen Hochschule für die Holzwirtschaft (heute BFH), obwohl ich dann nie wirklich als typischer Holzbauingenieur gearbeitet habe. Doch das Studium hat mir den Horizont geöffnet. Ich habe ganzheitliches Denken gelernt und eine breite Sicht auf die Dinge erhalten. Das war sicher prägend. Genau wie vor einigen Jahren auch das CAS Strategisches Management, das für meine heutige Tätigkeit hilfreich war.
Es gibt in unserer Gesellschaft einen richtiggehenden Druck, sich weiterzubilden.
Ja, wer sich nicht weiterbildet, läuft Gefahr, auf seinem Wissenslevel stehenzubleiben. Ich sehe, dass die Leute motiviert an die Weiterbildungen kommen. Sie wollen nicht nur beruflich weiterkommen, sondern sich auch als Menschen weiterentwickeln.
An wen richten sich Ihre Weiterbildungen?
Im Kern an berufstätige Fachleute aus der Baubranche und dem Immobilienbereich. Im Wesentlichen an Architekt*innen, Holzbauingenieur*innen, Bauingenieur*innen, Vertreter*innen der öffentlichen Hand oder im Real-Estate-Bereich auch Finanzleute. Zulassungsbedingung ist in der Regel ein Hochschulabschluss, doch mittels «Sur dossier»-Verfahren stehen unsere Angebote auch Leuten offen, die nicht über diese formale Qualifikation verfügen. Damit machen wir gute Erfahrungen, meist sind diese Teilnehmenden äusserst motiviert.
Mit welchen Überlegungen gestaltet die BFH-AHB ihr Weiterbildungsangebot?
Es gibt verschiedene Treiber: Da ist die technologische Entwicklung, mit der man schritthalten muss. Dann gibt es auch laufend neue Normen – gerade im Bauwesen. Eine wichtige Norm sind in unserem Feld sicher die Brandschutzvorschriften. Wer sich da nicht qualifiziert, ist gar nicht mehr in der Lage, gewisse Gebäudetypen zu planen.
Gibt es noch andere Auslöser für neue Angebote?
Ja, Fachverbände oder Firmen machen uns darauf aufmerksam, dass ihren Mitgliedern oder Mitarbeitenden ein gewisses Wissen fehlt. Es gibt auch Dozierende und Forschende, die über ihre Kontakte in der Wirtschaft merken, wo Know-how fehlt. Und ganz wichtig für uns: die neusten Erkenntnisse aus der eigenen Forschung. Die BFH-AHB verfügt über eine grosse Forschungsabteilung, diese ist eine wichtige Impulsgeberin.
«Forschung ist eine wichtige Impulsgeberin in unseren Weiterbildungsangeboten»
Das Angebot an Weiterbildungen wächst laufend. Streichen Sie auch mal Ausbildungsgänge?
Es gibt tatsächlich Angebote, die greifen nicht. Wir haben zum Beispiel ein Angebot im Bereich Innenausbau und Ladenbau entwickelt, das dann aber nie wirklich zum Fliegen kam. Das hat uns wirklich überrascht. Es ging dabei um sogenannte Datendurchgängigkeit, die Digitalisierung von der Planung bis hin zur Produktion. Wir waren wohl einfach zu früh mit diesem Angebot, aber wir glauben, dass die Nachfrage noch kommt.
Welche Angebote haben besonders Erfolg?
Es gibt immer Wellenbewegungen. Das Thema Brandschutz lief bis vor Kurzem sehr gut. Die Brandschutzvorschriften werden periodisch erneuert, das löst einen riesigen Bedarf an Weiterbildung aus. Im Moment flacht das etwas ab. Andererseits ist das Thema Digitalisierung sehr gefragt. Und im Bereich Strassenbau sind unter anderem neue nachhaltige Materialien ein grosses Thema. Und dann haben wir einen richtiggehenden Dauerbrenner: den MAS Denkmalpflege und Umnutzung.

Bauen mit Holz liegt im Trend. Merken Sie das auch bei den Weiterbildungen?
Innerhalb des MAS Holzbau bieten wir einen Einsteiger-CAS in diesem Bereich an, bei dem wir tatsächlich feststellen, dass es immer mehr Architekt*innen und Bauingenieur*innen gibt, die sich für dieses Thema interessieren. Sie sind in ihren Firmen mit Anfragen von Bauherrschaften konfrontiert, die gerne mit Holz bauen möchten. Das ist ein interessanter neuer Markt, doch viele Planer*innen müssen sich zuerst bei uns das nötige Rüstzeug holen. Andererseits stellen wir auch ein Interesse der öffentlichen Hand fest. Als Bestellerin von nachhaltigen Bauten brauchen die Verwaltungen Wissen im Bereich Holzbau und schicken Mitarbeitende zu uns in die Weiterbildung.
Zum Schluss: Wie werden Sie sich persönlich als Nächstes weiterbilden?
Ich möchte gerne mein Führungsverständnis weiter professionalisieren, das ist ein Thema, das mich jeden Tag beschäftigt. Da will ich mich durch eine Weiterbildung oder durch ein Coaching weiterentwickeln.
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