
Der schnellste Durchflusssensor der Welt
Das Start-up ReseaTech aus Burgdorf ist ein Sensorhersteller mit Fokus auf kleinen Dosiermengen. Das Unternehmen wurde vor sechs Jahren aus dem Institut für Drucktechnologie IDT der Berner Fachhochschule BFH heraus gegründet.
Im Mai 2015 haben Simon Zumbrunnen und Philipp Haslebacher, zwei Absolventen der BFH, das Hightech-Start-up ReseaTech gegründet. Das Jungunternehmen mit Sitz in Burgdorf stellt Messgeräte für Flüssigkeitsmengen im Mikroliterbereich her. Diese kommen insbesondere in biotechnologischen Prozessen, in der Halbleiterindustrie oder in Abfüllanlagen von Flüssigprodukten zum Einsatz.
Der Pulsed Flow Sensor
Aktuell soll sich der Dosiersensor Pulsed Flow Sensor auf dem Markt etablieren. Er wurde entwickelt, um die pulsierende Strömung von Pumpen und schnell schaltenden Ventilen aufzuzeichnen. Dieser Dosiersensor ist der schnellste seiner Klasse und kann Flüssigkeitstropfen unter einem Mikroliter sehr präzis erkennen. Der kleine Volumenstromsensor beruht auf dem Differenzdruckprinzip. Dabei wird vor und nach einer Kanalverengung der Druck der Flüssigkeit gemessen. Sobald sich diese bewegt, entsteht eine Druckdifferenz – siehe Abbildung 1. Der Vorteil dieses Prinzips ist, dass in Kombination mit schnellen Drucksensoren eine sehr kurze Ansprechzeit im Bereich von einer Millisekunde erreicht wird.

ReseaTech hat seine Druckmesstechnik so optimiert, dass die Sensorik auf engstem Raum Platz findet und inert, also chemikalienbeständig, von der Flüssigkeit abgekapselt ist. Dadurch ist die Messung kleinster Flüssigkeitsmengen von Mikro- bis Millilitern möglich – siehe Abbildung 2.

Von der Bachelorthesis zum BFH Spin-off
Die Bachelorthesis von Simon Zumbrunnen legte den Grundstein für das heutige Spin-off. Das Ziel damals war die Entwicklung eines Mikroventils für die Firma ReseaCHEM GmbH. Während und nach dem Studium haben Simon Zumbrunnen und Philipp Haslebacher am Institut für Drucktechnologie IDT an der Technologie ihrer heutigen Produkte weitergeforscht. In der Folge gewann das Projekt den Innovationspreis der Ypsomed sowie den Burgdorfer Innopreis und wurde durch das Start-up-Förderprogramm Venture Kick sowie die Stiftung Inventus Bern unterstützt. 2019 hat das Spin-off erfolgreich eine Finanzierungsrunde mit privaten Investor*innen durchgeführt. Mit dem Investitionskapital aus der Finanzierungsrunde kann das Jungunternehmen seine Erfolgsgeschichte weiterführen.
Das Team im Gespräch
Simon Zumbrunnen, CEO, und Philipp Haslebacher, CTO, leiten ReseaTech gemeinsam. Seit 2020 ist Vildana Suljkovic für Marketing und Administration zuständig. Der Werkstudent Patrick Weiser unterstützt das junge Unternehmen in der Elektronikfertigung. Im Interview geben sie Auskunft über ihre Erfahrungen.

Wie ist es dazu gekommen, dass ihr 2015 zusammen ein Start-up gegründet habt?
Philipp Haslebacher: Simon und ich hatten bereits seit mehreren Jahren im Rahmen von Entwicklungsprojekten an dieser Dosiertechnik gearbeitet. Als 2014 das KTI-Projekt zu Ende ging, hatten wir ein funktionierendes Vorserienprodukt, dem wir ein gutes Potenzial zusprachen. Angetrieben vom Feedback, unter anderem dem Ypsomed Innovationspreis, wuchs der Wunsch, damit weiterzumachen und unsere Idee schliesslich auf den Markt zu bringen.
Sehr wichtig dabei war sicher die persönliche Bereitschaft, die eigene Komfortzone zu verlassen und etwas zu wagen, was auch ein grosses Risiko des Scheiterns mit sich bringt. Zusätzlich hatten wir noch die Unterstützung des Industriepartners, was uns sehr geholfen hat.
Was waren deine Highlights als Gründer des Start-ups?
Philipp: Das erste Highlight war für mich sicher die Unterschrift beim Notar. Auf einmal ist man selbst im Handelsregister aufgeführt, und die eigenen Ideen erhalten eine Sichtbarkeit und eine Identifikation.
Als Highlight empfinde ich es auch immer wieder, wenn ich interessierten Personen oder Kunden unsere Produkte erklären kann und höre, wie dies bei ihnen ankommt. Als Entwickler habe ich den Fokus meistens auf den Dingen, die ich noch verbessern will oder muss, und nicht auf dem, was wir schon erreicht haben.
Was ist deine Motivation für den Aufbau eines eigenen Unternehmens?
Simon Zumbrunnen: Etwas entwickeln und herstellen zu können, das man verkaufen kann, hat mich schon als Kind fasziniert. Für mich als Ingenieur liegt viel Freude darin, ein Produkt von der Idee bis zur Anwendung beim Kunden zu begleiten und direktes Feedback zu erhalten. Dabei soll diese Eigenentwicklung dem Kunden klare Vorteile bringen bzw. seine Arbeit vereinfachen.
Was bedeutet für dich Entrepreneurship konkret?
Simon: Entrepreneurship heisst für mich, eine Vision zu haben, für die es sich lohnt, etwas zu wagen. Es ist sicher nicht ein einfacher Weg, denn ein Start-up ist eigentlich wie eine Firma ohne Kunden, ohne Produkt oder ohne beides (lacht). Die Herausforderung, Kunden zu gewinnen, haben wir stark unterschätzt, vor allem auch, weil dies in unserem Nischenmarkt sehr viel Zeit braucht. Weiter war das Auftreiben von Fördergeld und schliesslich auch Investitionskapital ein signifikanter Teil meiner Arbeit, in dem wir glücklicherweise erfolgreich waren.
Wie hat euch die BFH geholfen, das Start-up zu realisieren?
Simon: Unser Unternehmen in Teilzeitbeschäftigung aus der Fachhochschule heraus zu starten, hat uns ermöglicht, den nötigen, langen Atem zu haben, den Start-ups oft brauchen. Die Strategie haben wir in den ersten Jahren sicher auch zwei- bis dreimal gewechselt, was ja für erfolgreiche Start-ups normal sein soll.
Was ist eure Motivation, in einem Start-up zu arbeiten?
Vildana Suljkovic: Es ist schön und sehr motivierend, dass jeder Aufwand, egal wie klein er ist, wahrgenommen und geschätzt wird. Denn wir sind nur ein kleines Unternehmen, und jede Unterstützung trägt zum Fortschritt bei. Ich bin nun über ein Jahr hier, und es ist immer wieder spannend, wie sich ReseaTech weiterentwickelt und man selbst ein Stück dieser Entwicklung ist.
Patrick Weiser: Einer der Hauptgründe ist tatsächlich die Möglichkeit, zum Fortschritt eines Produkts beitragen zu können. Ich kann mich dabei aktiv in die Entwicklung einbringen, da die Firmenstrukturen nicht festgefahren sind wie bei grösseren Firmen. Zudem ist die Nähe zur BFH für mich als Teilzeitstudent ideal.
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