digiMABS – effiziente Analyse von Strasseninfrastrukturprojekten

Die BFH, der Schweizerische Verband der Strassen- und Verkehrsfachleute VSS und die HEPIA Genève starten zusammen ein bedeutendes Forschungsprojekt: die Entwicklung der digitalen Methode digiMABS. Diese wird im Rahmen dieses Projekts für die Phasen Planung und Strassen-/Tiefbau entwickelt und dient dazu, Strasseninfrastrukturprojekte automatisch, systematisch und vorausschauend auf Normkonformität zu überprüfen, Varianten zu entwickeln und zu vergleichen. Unterstützt wird das 900'000-Franken-Projekt durch Innosuisse, die Schweizerische Agentur für Innovationsförderung.

Martin Stolz, Professor für Geotechnik, Leiter Institut für Siedlungsentwicklung und Infrastruktur ISI, BFH

Nicolas Bueche, Professor für Verkehrsinfrastruktur, Leiter Kompetenzbereich Verkehrsinfrastruktur, BFH

Die Digitalisierung leistet einen massgeblichen Beitrag zur Produktivitäts- und Qualitätssteigerung in vielen Wirtschaftszweigen. In der Baubranche wird sie im Wesentlichen durch die BIM genannte Bauwerksdatenmodellierung (Building Information Modeling) vorangetrieben. Während im Hochbau der gesamte Lebenszyklus eines Gebäudes simuliert werden kann, ist für den Tief- und Strassenbau ein ähnlich leistungsfähiges Modell noch nicht verfügbar.

Planung, Bau, Betrieb, Unterhalt und Rückbau von Strasseninfrastrukturprojekten sind komplex. Gründe dafür sind die geometrisch anspruchsvolle Linienführung von Strassen, die Unsichtbarkeit unterirdischer Strassenschichten sowie ihre unterschiedliche Lebensdauer. Mit einem Datenmodell, das Normen zu allen Lebenszyklusphasen digital interpretiert, liessen sich SIP schnell und sicher auf Normkonformität überprüfen. Dies vermeidet Ausführungsfehler und spart somit Kosten und Ressourcen.

Ziel des Projekts

Ziel des eingereichten Projekts ist es, eine digitale Methodik zur effizienten Analyse und Bewertung von Strasseninfrastrukturprojekten SIP zu entwickeln. Das hierfür zu entwickelnde Datenmodell muss in der Lage sein, Daten aus unterschiedlichen Quellen (Datenbank/GIS/CAD) zu integrieren. Diejenigen VSS-Normen, die zur Prüfung von SIP auf Normkonformität nötig sind, werden identifiziert und für die Verwendung in einem wissensbasierten System aufbereitet. Dieses System sowie die Daten werden auf einem zentralen Server zur Verfügung gestellt. digiMABS bewertet ausserdem die Qualität verschiedener SIP-Varianten.

Nach Abschluss des Projekts überträgt der VSS die Methodik auf die Phasen Betrieb und Unterhalt sowie Rückbau und ermöglicht so ein Strasseninfrastrukturmanagement über den ganzen Lebenszyklus.. Den spezifischen Kundenbedürfnissen wird mit verschiedenen Lizenzoptionen zur flexiblen Nutzung von digiMABS Rechnung getragen. Die Trennung von Datenmodell und Normenwissen erlaubt die Integration anderer Regelwerke als die des VSS und somit auch eine Verbreitung ins Ausland.

Geschäftsmodell

digiMABS kombiniert eine interoperable Datenstruktur mit digitalisierten VSS-Normen/-Regelwerken und ausgewählten weiteren Vorschriften. Diese Vorschriften (zusätzlich zu den VSS-Normen/-Regelwerken) betreffen insbesondere folgende Themen:

  • Verkehrssicherheit (Schutz vor Unfällen, Brand usw.)
  • Schutz vor Naturgefahren (meteorologische, hydrologische)
  • Umweltschutz (Ressourcen Boden, Wasser, Luft, Biodiversität)

digiMABS bereitet diese Normen, Regelwerke und Vorschriften quantitativ auf und prüft, ob ein Projekt normkonform ist. Das ist ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal dieser Methode.

Zudem können Strasseninfrastrukturprojekte  anhand von Nachhaltigkeitskriterien bewertet werden. Nach Projektende betreibt, unterhält und erweitert der VSS digiMABS und bietet den Kundenservice an.

Strasseninfrastrukturprojekte - effizient analysieren.

Die Digitalisierung hält Einzug auch im Tief- und Strassenbau.

Bauherrschaften (Bund, Kantone, Gemeinden) stellen den beteiligten Büros und Firmen via digiMABS Projektgrundlagen (z.B. Pläne im definierten Format) zur Verfügung. Büros und Firmen können untereinander sowie mit der Bauherrschaft via digiMABS Daten austauschen – beispielsweise zu Bau und Unterhalt. Die Daten werden zentral, strukturiert, neutral, sicher und langfristig auf einem VSS-Server gehostet und die Zugänge nutzerspezifisch verwaltet.

Forschungspartner

  • Institut für Siedlungsentwicklung und Infrastruktur ISI, BFH
  • Institut inPACT der Haute école du paysage, d’ingénierie et d’architecture de Genève, HEPIA

Infos zur Forschung an der BFH und zum Projekt