Sylvestre Mpawenayo (26), Gebäudewart und Betreiber eines Brunnens in Kubinaro, Burundi, schaltet die solarbetriebenen Wasserpumpen ein.

Fairpicture – die Bilder im Kopf und die Probleme der Welt

Umtriebige Geschäftigkeit, Gestaltungswille, Kreativität: Das ist nicht das, was wir spontan mit Burundi, Bolivien oder Bangladesch verbinden. Wir haben Armut, Not und Hunger im Kopf, wenn wir an diese Länder denken. Die Fairpicture-Plattform will die negative Wahrnehmung des Globalen Südens verändern. Bild um Bild setzt das Start-up sein Business mit gesellschaftlicher Wirkung um.

Jörg Arnold, Co-Founder Fairpicture

Der Klimawandel, die Pandemie und eine neue politische Ordnung stellen die Welt vor Herausforderungen. Dass diese «Welt» plötzlich der ganze Globus ist, macht die Sache komplex. Doch es ist wichtiger denn je, die globalen Zusammenhänge zu verstehen. Nur dann können wir als Gesellschaft kluge Handlungskonzepte entwerfen. Visuelle Geschichten, Fotografien und Videos helfen uns, die Komplexität zu reduzieren und die Realität «verstehbar» zu machen.

Doch Bilder sind trügerische Helfer. Die westliche Fotografie hat seit der Kolonialzeit ein «visuelles Regime» von Stereotypen entwickelt, das die Entwicklung der Länder im Globalen Süden bis heute hemmt: arm, abhängig, handlungsunfähig, korrupt. Das ist nicht nur diskriminierend. Diese Stereotype sprechen den Menschen im Globalen Süden schlicht die Kompetenzen ab, an der Lösung der anstehenden Probleme konstruktiv mitzuwirken.

Petros Yakobe (71) ist Mitglied der Seniorenvereinigung "Tiyanjane Club" im Bezirk Balaka, Malawi. Im Rahmen des MANEPO-Projekts von HelpAge war er am Bau einer Drainage beteiligt. Mit dem Verdienst kaufte er sich Solarpaneele, um das Haus seiner Familie zu elektrifizieren.

 Impact Diaries ist eine Kampagne von Fairtrade Deutschland über das Living Income Project in Ghana. Bäuer:innen erstellen kurze Videotagebücher, die darüber berichten, welchen Impact das Living Income Projekt für sie hat.

Sylvestre Mpawenayo (26), Gebäudewart und Betreiber eines Brunnens in Kubinaro, Burundi, schaltet die solarbetriebenen Wasserpumpen ein.

Gemeinsam mit einem wachsenden Netzwerk von lokalen Bildschaffenden aus allen Teilen Afrikas, Lateinamerikas und Asiens will Fairpicture dazu beitragen, dass sich das ändert. Das Bild, das wir in den westlichen Ländern von den Menschen im Globalen Süden haben, soll ein anderes werden. Wir tun das, indem wir andere Bilder produzieren. Nicht für Ausstellungen, sondern für Publikationen von Hilfswerken, Unternehmen und internationalen Organisationen mit einer grossen Reichweite. Lokale Fotograf:innen und Videoschaffende sollen auf der Fairpicture-Plattform in direkter Abstimmung mit ihren Auftraggeber:innen ihre Sicht der Realität in ihren Ländern in visuelles Storytelling umsetzen. Sie sind orts-, kultur- und sprachkundig und können mit ihrer Kamera ein authentisches Bild des Lebens ihrer Landsleute entwerfen. Es sollen Bilder entstehen und publiziert werden, die mit Stereotypen brechen und Ressourcen statt Mangel zum Ausdruck bringen. Die Menschen im Globalen Süden sollen nicht zu Hilfsempfänger:innen degradiert werden, sondern unsere kompetenten Partner:innen sein, wenn es darum geht, die Probleme der Welt zu lösen.

Fairness ist das Grundprinzip über die ganze Produktionskette hinweg. Von der Auftragsvergabe und dem Briefing über das Einverständnis der Fotografierten bis hin zur Publikation eines Bildes schafft die Fairpicture-Plattform Transparenz und sorgt dafür, dass die stereotypen Darstellungen Schritt für Schritt weniger werden. Jedes «faire Bild» ist einzigartig, schützt die Integrität der abgebildeten Personen, diskriminiert nicht, manipuliert nicht und ist fair bezahlt. Das ist die Mission, die Fairpicture in den kommenden Jahren umsetzen wird.

«The world changes according to the way people see it, and if you can alter, even by a millimeter, the way people look at reality, then you change the world», hat der Schriftsteller James Baldwin geschrieben. Für Fairpicture ist es ein Leitsatz, der neben den klaren Businesszielen, die wir erreichen wollen, immer wieder auch die Impactziele ins Zentrum der Gedanken rückt.

 

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