Neue Horizonte dank Partneruniversität in China

Seine Erfahrungen als Gastdozent in Shenzhen und Pläne für eine schweizerisch-chinesische Sommerschule. Prof. Dr. Lorenz Martin gibt Auskunft.

Herr Martin, Sie waren kürzlich als Gastdozent in China. Wie kam es dazu?

Lorenz Martin: Die Berner Fachhochschule BFH hat 2016 einen Kooperationsvertrag mit der Shenzhen Technology University SZTU unterzeichnet. Shenzhen war vor gut 40 Jahren noch ein unbedeutendes Fischerdorf. Heute ist es eine florierende Industrie- und Technologiemetropole, die unmittelbar an Hongkong angrenzt. Die SZTU wurde nach dem bewährten Vorbild der schweizerischen und deutschen Fachhochschulen aufgebaut und 2017 eröffnet. Bei der Zusammenarbeit geht es vorerst darum, die Partnerschule mit Know-how zu unterstützen.

Wie lief der Besuch konkret ab?

Im vergangenen November wurde ich eingeladen, an einer internationalen Woche an der SZTU teilzunehmen. Verschiedene Dozierende, die meisten aus Süddeutschland, haben dort ein einwöchiges Blockseminar bestritten. Ich habe mich entschieden, einen Crashkurs in geometrischer Optik durchzuführen. Ich unterrichtete vier Tage lang jeweils 4 Lektionen nacheinander in einer Gruppe von rund 20 Studierenden. Der Unterricht verlief gar nicht viel anders als bei uns. Allerdings war es etwas schwierig, die jungen Menschen aus der Reserve zu locken. Das hing nicht zuletzt mit der Sprache zusammen. Viele sprechen zwar recht gut Englisch, einige lernen sogar Deutsch. Trotzdem verlief die Kommunikation ziemlich einseitig.

Wie geht die Zusammenarbeit weiter?

Im kommenden Sommer organisiert die BFH-TI mit der SZTU eine gemeinsame Summer School. 20 chinesische und 20 schweizerische Studierende nehmen daran teil. Die ersten beiden Wochen finden in der Schweiz statt, die folgenden 14 Tage dann in Shenzhen. Die Studierenden besuchen alle Kurse gemeinsam. Dies soll die persönlichen Kontakte und die Zusammenarbeit unter den Studierenden fördern. Gleichzeitig wird damit die Zusammenarbeit zwischen den beiden Schulen vorangetrieben.

Wie lautet das Thema der Summer School?

Die Sommerschule steht unter dem Thema «New Energy Technologies: Production, Storage and Mobility ». Dieses Thema ist hochaktuell, und an der BFH wie auch in der Region Shenzhen ist in diesem Bereich viel Fachwissen vorhanden. Wir werden unter anderem das Labor für Photovoltaiksysteme von Prof. U. Muntwyler und das Prosumer Lab von Prof. Dr. A. Vezzini kennenlernen. Weiter sind Exkursionen zum Mont Soleil und zu den Grimselkraftwerken vorgesehen. In China werden wir z.B. den Autohersteller «BYD» besuchen, der führend in der Herstellung von Elektrofahrzeugen ist. Sehr vielversprechend ist auch ein Workshop zum Thema organische Halbleiter.

Welche Chancen sehen Sie in dieser Zusammenarbeit?

Durch die Kooperation mit der Shenzhen Technology University eröffnen sich neue Horizonte. Der Austausch von Studierenden und Dozierenden kann z.B. durch Gastsemester weiter intensiviert werden. Auch ist denkbar, gemeinsame Forschungsprojekte zu entwickeln. Für das Renommee der BFH ist es sicher von Vorteil, wenn sie mit Partneruniversitäten auf der ganzen Welt zusammenarbeitet. Die SZTU ist besonders attraktiv, weil sie sich in einer Region befindet, die sich zu den weltweit bedeutendsten Hightech-Zentren entwickelt.