
Swiss-Chinese Summer School in Technology
Zwei Wochen Schweiz, zwei Wochen China: Studierende der Berner Fachhochschule BFH und der Shenzhen Technology University SZTU nahmen diesen August an der Swiss-Chinese Summer School in Technology zum Thema «New Energy Technologies» teil.
Erstes Kennenlernen
Anfang August trafen sich je 20 Studierende der BFH und der SZTU in Magglingen und starteten bei strahlendem Wetter in die Swiss-Chinese Summer School in Technology. Fürs erste Kennenlernen wurden die 40 Studierenden in binationale Paare geteilt, die über die ganze Zeit der Sommerschule bestehen blieben. So konnten sich die Studierenden gegenseitig durch die Herausforderungen der jeweils fremden Sprache, Kultur und Umgebung helfen. Während der erste Tag ganz dem interkulturellen Austausch und Kennenlernen gewidmet war, ging es in den nächsten Tagen um das Kernthema: Technologie. Mit Workshops und Vorlesungen über Solarenergie, Wind- und Wasserkraft und deren Speichermedien wurden die Studierenden in das Thema «New Energy Technologies: Production, Storage and Mobility» eingeführt, das sie die nächsten vier Wochen auf verschiedenste Art und Weise begleitete.

Schweizer Wochen
Um die rauchenden Köpfe der Studierenden nach der Theorie zu entlasten und den chinesischen Gästen eine Chance zu geben, die Schweiz hautnah zu erleben, wurde das schulische Programm mit spannenden Exkursionen angereichert. Nützliches wurde mit dem Angenehmen verbunden: So folgte in Courtelary auf die Schokolade die Solaranlage. Nach einem kurzen Rundgang durch die Schokoladenfabrik Camille Bloch besuchte die Gruppe die Sonnen- und Windkraftwerke auf dem Mont Soleil. Die interessante Besichtigung führte den Studierenden anschaulich vor Augen, was sie in der Theorie schon gelernt hatten.
Eine Woche und viele Workshops später sahen die meisten der chinesischen Studierenden auf dem Jungfraujoch im Rahmen einer Führung durch das Swiss Alpine Research Center zum ersten Mal in ihrem Leben Schnee und Eis. So konnte auch das schlechte Wetter auf über 3000 Metern nicht auf die gute Stimmung der Gruppe schlagen. Beim Besuch des Wasserkraftwerks Oberhasli (KWO) im Grimselgebiet am nächsten Tag war das schlechte Wetter Geschichte, und der mächtige Staudamm präsentierte sich vor einem eindrücklichen Bergpanorama. Lange konnte die Gruppe die Szenerie jedoch nicht geniessen, da sie die Führung durch Damm und Kraftwerk tief in die Stollen unter den Gletschersee führte. Fasziniert folgten die Studierenden den langen Korridoren mit röhrenden Maschinen und bekamen die technologischen Abläufe des Kraftwerks erklärt. Beim abendlichen Fondue in Interlaken, das einige mutige chinesische Studierende dann doch probierten, wurde gemütlich zusammengesessen und wurden über jegliche sprachliche Schwierigkeit hinweg Erfahrungen und Erlebnisse ausgetauscht. Zum Abschluss präsentierten die Studierenden in Burgdorf das Resultat ihrer Gruppenarbeiten über den Prozess der Installation von Solarzellen an einem Privathaus in Form von Postern. Nach diesen zwei erlebnisreichen Wochen in der Schweiz flogen die Teilnehmenden der Sommerschule nach Shenzhen.
Chinesische Wochen
Im Vergleich zur Schweiz war der Schulalltag in China an der Shenzhen Technology University (SZTU) anders konzipiert. Statt Gruppenarbeiten und Laborversuchen war nun Frontalunterricht angesagt. Die 40-minütigen Lektionen und 20-minütige Pausen dazwischen sorgten für einen angenehmen Lernrhythmus und viel Zeit für die Studierenden, das Gelernte untereinander zu diskutieren. Und auch in den beiden chinesischen Wochen sorgten ein abwechslungsreiches Exkursionsprogramm und ein aktives Campusleben für den nötigen Ausgleich.
Gemeinsames Kochen in Shenzhen
Schon am ersten Tag wurden die Studierenden nach einem Block Vorlesungen mit dem Bus zu einem historischen buddhistischen Tempel in Zengcheng gefahren, wo sie sich in der ruhigen Atmosphäre der Tempelanlage von den Strapazen der langen Reise erholen konnten. Am Abend war es dann an den Schweizer Studierenden, sich beim gemeinsamen Kochen an der freien Luft an die Exotik der chinesischen Küche zu wagen. Dank tatkräftiger Unterstützung ihrer kochversierten chinesischen Kolleginnen und Kollegen kamen aber alle zu einem leckeren, original chinesischen Abendessen.
Über mehrere Tage hinweg beschäftigte sich die Klasse intensiv mit allen Aspekten der Solartechnologie und besuchte die gut ausgerüsteten Labors der SZTU. Die intensive Arbeit wurde immer wieder mit Firmenbesuchen bei Unternehmen wie Hanergy, Yuhe Diamond Tools oder Jufei Optoelectronics aufgelockert. Und auch für einen Nachmittag am Strand von Dongchong reichte die Zeit. An den Abenden genossen die Schweizer Studierenden die Campusatmosphäre der SZTU, spielten Pingpong oder Basketball, assen gemeinsam und tauschten sich aus.
Nicht nur die dicht besiedelten Quartiere der modernen Grossstädte der südlichen Provinz Guangdong faszinierten die Schweizer Studierenden, sondern auch der schon weitgehend elektrifizierte Verkehr. Während des Besuchs beim Elektromobilhersteller BYD erfuhr die Gruppe dann, dass alle Taxis, Busse und Roller in Shenzhen elektrisch betrieben sind. Obwohl die Taxis und Busse nur zwei Prozent der Verkehrsmittel ausmachen, sorgen sie, mit Benzin oder Diesel betrieben, für einen Drittel der Emissionen des Strassenverkehrs. Mit dem Elektrifizieren dieser Poweruser konnte BYD die Emissionen senken und Erfahrung mit Betrieb und Belastung von Elektromobilen sammeln. Mit diesen Impressionen eines Landes, das stark im technologischen Wandel begriffen ist, kamen auch die beiden chinesischen Wochen zu einem erfolgreichen Ende, und die Schweizer Studierenden machten sich auf den Weg zurück in die Schweiz.
Bilanz und Ausblick
Die Atmosphäre, das Engagement und Interesse der Studierenden beider Nationen war beispiellos. Innert kürzester Zeit wuchs die Gruppe zusammen, und Freundschaften entstanden. Sprachliche Differenzen wurden nicht als Hindernisse wahrgenommen, sondern gaben als Kuriosum Anlass zu einem spannenden kulturellen und nicht zuletzt auch technologischen Austausch zwischen wissbegierigen jungen Menschen. Die vier Wochen waren in jeder Hinsicht ein Erfolg. So sehr, dass beide Partnerschulen sich sehr darauf freuen, die Swiss-Chinese Summer School auch das nächste Jahr einer weiteren Gruppe motivierter Studierenden anbieten zu können.

Kontakt
Prof. Dr. Lorenz Martin
lorenz.martin@bfh.ch
Informationen zur nächsten Swiss-Chinese Summerschool in Technology in 2020