Systematisch oder per Zufall auf Erfolgskurs?

Sind erfolgreiche, innovative Produkte und Geschäftsmodelle Zufallsergebnisse oder Resultate eines systematischen Innovationsmanagements? Wie die Suche nach innovativen Lösungen und Geschäftsfeldern für ein Unternehmen konkret abläuft, zeigt die Zusammenarbeit zwischen der Firma Aroma und Studierenden des Studiengangs Master Wood Technology der BFH.

Mit der Neuausrichtung des Masterstudiengangs Wood Technology hat die Berner Fachhochschule BFH vor vier Jahren die Zusammenarbeit mit Wirtschaftspartner*innen verstärkt. Hierfür wurden Fallstudien mit Industriepartner*innen in das Studium integriert, um noch mehr Praxisnähe und Gelegenheiten zum Austausch zu schaffen. Damit sind auch die Bedürfnisse der Unternehmen als künftige Arbeitgeber*innen der Studierenden aktiv integriert und bieten letzteren einen konkreten Nutzen.

Bei der Gestaltung der Inhalte und der didaktischen Konzeption der Fallstudien ging es auch darum, auf den Inhalten des Studiengangs Bachelor Holztechnik aufzubauen und die Studierenden auf neue Arbeitsgebiete in den Unternehmen vorzubereiten, zum Beispiel in der Produktentwicklung.

Die zwei Fallstudien der Vertiefungsrichtung Management of Products and Innovation (MPI) stellen die Digitalisierung der Unternehmen sowie das Innovationsmanagement ins Zentrum. Die Studierenden bearbeiten konkrete Aufgabenstellungen aus Unternehmen der Holzbranche mit dem Ziel, den Auftraggeber*innen eine praktikable Lösung zu präsentieren.

Diese Case Studies werden eng von praxiserfahrenen Fachdozierenden begleitet, die in parallel angeordneten Modulen die geforderten Kompetenzen vermitteln. Mehrere Diskussionsveranstaltungen mit innovativen Unternehmen der Branche ergänzen die Inputs und geben einen ersten Einblick in verschiedene Innovationssysteme. Unternehmer*innen schildern, wie sie in ihren Firmen das Innovationsmanagement organisieren und welche Erfolgsfaktoren zu beachten sind. Die Studierenden erhalten Einblick in verschiedene Unternehmensstrategien und Lösungsansätze.

… ist vieles diskutieren und auszuprobieren auf der Suche nach innovativen Lösungen.

In der Entwurfsphase ...

Im Vergleich zu Aufgabenstellungen im Bachelorstudium zeichnen sich diese Fallstudien durch eine erhöhte Komplexität aus und – speziell im Innovation Management – durch eine hohe Interdisziplinarität. Dies zeigt sich auch im Dozierendenteam, das sich aus Dozierenden der BFH-Fachbereiche Wirtschaft und Holz sowie externen Spezialist*innen aus der Wirtschaft zusammensetzt.

Für das Team in diesem Modul steht im Vordergrund, dass die Dozierenden persönliche Erfahrungen im Innovationsmanagement und einen hohen Praxisbezug mitbringen. Darüber hinaus nehmen die Studierenden die Dozierenden auch als Team wahr und erleben fein aufeinander abgestimmte Inputs.

Im Rahmen der Zusammenarbeit zwischen der Firma Aroma und der BFH hat das Zürcher Unternehmen den Studierenden im Frühlingssemester 2020 die Frage gestellt, wie Arbeitsräume und Einrichtungen innerhalb der Firma aufgrund wechselnder Anforderungen an Kreativität, Konzentration und Kommunikation gestaltet werden können. Gefordert waren innovative Produkte, Geschäftsmodelle und ein Businessplan.

Kurz nach dem Kick-off-Meeting vor Ort kam der Lockdown, und das gesamte Team war gezwungen, nicht nur die geforderten Innovationen für das Unternehmen zu entwickeln, sondern auch in der Projektbearbeitung und in der Vermittlung der Inhalte innovativ zu sein. Teamarbeit vor Ort war nicht mehr möglich, es musste aus der Ferne kommuniziert und diskutiert werden. Eine gute Infrastruktur und moderne IT-Tools machten es möglich, auch wenn persönlicher Kontakt und Austausch damit nicht vollumfänglich ersetzt werden.

Mit Engagement und Flexibilität entwickelten die Teams kreative Lösungen und Geschäftsmodelle. Es entstanden modulare Arbeitsplätze für Grossraumbüros, Raum-in-Raum-Lösungen und Konzepte zur Kreativitätssteigerung von Teams. Im Rahmen eines Pitchs präsentierten die Studierenden ihre Ideen. Das Management von Aroma war überrascht von der Kreativität der Studierenden und ihrer strukturierten und methodischen Herangehensweise.

 

Die strukturierte Art der Lösungsfindung und Erarbeitung eines Businessplans war gemäss Aroma zusätzlich zu den fachlichen Lösungsansätzen einer der grössten Nutzen der Zusammenarbeit mit der BFH. Die Firma will die Zusammenarbeit mit der BFH weiter vertiefen.

Bernhard Letsch
Professor für Fertigungs- und Verfahrenstechnik, BFH