
Wiederkehr im Stadtlabor
Der Studiengang Master Architektur und der Forschungskompetenzbereich Dencity haben ihren Standort von Burgdorf ins Volkshaus Biel verlegt. Integrierte Lehre und Forschung stellen sich im Stadtlabor Biel/Bienne neu auf.
Mit dem zukünftigen BFH-Campus Biel/Bienne wird die Architekturausbildung im Kanton Bern wiederum an einen Ort verlegt, an dem bis in die frühen 2000er-Jahre Architekt*innen ausgebildet worden waren. Eine Wiederkehr also – unter neuen Voraussetzungen –, die stark von einer interdisziplinären Forschungs- und Lernlandschaft geprägt sein wird. Deshalb bietet der ausgeweitete Transformationsprozess der BFH neue Chancen für eine kontinuierliche, innovative Annäherung an die Stadt Biel, eine räumliche und thematische Aneignung in Schritten.
Einer dieser Schritte im Rahmen des Projekts «Wiederkehr» zielt mitten in die Stadt: Im Volkshaus – einem Baudenkmal der Moderne und Symbol des Roten Biels (1930–1932, Architekt Eduard Lanz) – entsteht bereits jetzt Raum für Lehre und Forschung, ein sogenanntes Stadtlabor.

Das Stadtlabor kann als Satellit des heutigen BFH-Standorts Burgdorf (oder des zukünftigen BFH-Campus Biel/Bienne) und Teil eines didaktischen und wissenschaftlichen Konzepts verstanden werden. Das Stadtlabor mit Ateliers, Forschung und Austausch ist indes mehr als ein Provisorium; es ist entstanden aus dem Wunsch nach einer lebendigen Stadt und aus einem didaktischen und methodischen Ansatz, um heutigen und künftigen Herausforderungen städtischer Räume zu begegnen. Das Stadtlabor verbindet das primäre Forschungsfeld der Architektur und des Städtebaus ganz direkt und exponiert sich im Dialog mit Akteur*innen und Nutzer*innen. Das Stadtlabor ist Teil der Stadt, es ist Experimentierfeld und Reallabor. Hier wird in einem vernetzten, urbanen Kontext geforscht, entworfen, reflektiert und debattiert.
Forschen im Reallabor
Reallabore gewinnen in der Forschung zunehmend an Bedeutung. Zur Bewältigung globaler Herausforderungen, die sich auf städtische Räume beziehen und ein breites Spektrum widersprüchlicher Prioritäten in Einklang bringen müssen, vermögen Reallabore gesellschaftliche Auswirkungen zu beobachten, zu erfassen und zu diskutieren.
Vorbild findet dieser Ansatz in der nachhaltigkeitsorientierten Transitionsforschung und in Bewegungen der Moderne. Während die Teilnehmenden des Congrès International d’Architecture (CIAM, eine in der Zeit von 1928 bis 1959 stattfindende Reihe von Kongressen, die als Denkfabrik für Architektur und Städtebau fungierte) an globalen Visionen für die gesunde und effiziente moderne Stadt tüftelten, verfolgte das Team X, eine Gruppierung von Architekt*innen und Städtebauer*innen um Giancarlo di Carlo, Alison und Peter Smithson, Aldo van Eyck u.a. einen weitaus partizipativeren und regionalen Ansatz der Architektur und des Städtebaus. Die Bedürfnisse der Menschen, der Nutzer*innen, sollten durch Dialog und Aushandlung in die Entwürfe einbezogenen werden.
Vor dem Hintergrund der wachsenden Relevanz von Transformationsprozessen bietet das Stadtlabor in Biel damit einen gesellschaftlichen Kontext, um über räumliche und soziale Dynamiken und Prozesse zu reflektieren und zu lehren.
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