
«Zusammenarbeit über Grenzen hinweg war mir ein Anliegen»
Zuerst unterrichtete er an der Ingenieurschule Biel deutsche Sprache, dann wurde er Dozent für Kommunikation: Mit der Gründung der Berner Fachhochschule BFH veränderte sich auch der Aufgabenbereich von Diego Jannuzzo, der im Februar pensioniert wurde. Ein Rückblick.
Diego Jannuzzo, zuletzt hatten Sie drei Funktionen im Departement Technik und Informatik: Studienleiter Mikro- und Medizintechnik, Dozent für Kommunikation und Redaktionsmitglied des Magazins «spirit biel/bienne». Was vermissen Sie am meisten?
Alles ein bisschen, aber vor allem die intensive Zusammenarbeit im Kollegium in meiner Funktion als Studienleiter. Das Mitgestalten und das Mitwirken an Prozessen fehlen mir, aber ich habe auch schon eine gesunde Distanz dazu (lacht).
Sie haben Germanistik und Romanistik studiert und sind ausgebildeter Gymnasiallehrer. Wie kamen Sie als Literatur- und Sprachdozent an die BFH?
Traditioneller Deutschunterricht gehörte zum Lehrplan der Ingenieurschule, als ich 1987 eine Stellvertretung übernahm und 1989 definitiv gewählt wurde. Damals kamen die meisten Studierenden direkt von der Berufslehre und hatten relativ wenig Allgemeinbildung im Rucksack. Mit der Einführung der Berufsmaturität und der Hochschulstrukturen wurde der allgemeinbildende Teil dann aus- beziehungsweise vorgelagert. Das Fach Deutsch wurde zum Fach Kommunikation, in dem vermehrt die praxisbezogenen Sprachkompetenzen im Vordergrund standen. Dazu gehören etwa das technische und das wissenschaftliche Schreiben. Auch die mündlichen Kompetenzen sind wichtig: sich präzis und überzeugend ausdrücken, Projekte präsentieren, im Team arbeiten, Gespräche und Sitzungen leiten. Ich wollte auch vermitteln, wie man Sprache einsetzt, um das eigene Tun zu reflektieren.
Wie hat sich der Unterricht in all den Jahren verändert?
In meiner Anfangszeit standen die Dozierenden vor der Klasse und vermittelten Wissen. Mit der Bologna-Reform wurde die Anzahl Unterrichtsstunden reduziert. Nun standen das selbstständige und das projektartige Arbeiten stärker im Vordergrund – und auch die Zusammenarbeit über die Grenzen der einzelnen Fächer und Disziplinen hinweg, die mir stets ein Anliegen war. Zudem wurde das E-Learning immer wichtiger und mit Corona auch das Distance Learning. Diese neuen Formen haben – in der richtigen Mischung mit dem Präsenzunterricht – Potenzial für die Zukunft.
Haben die Ansprüche an die Kommunikationskompetenzen zugenommen?
Das kollaborative Element, aber auch das kreative und das kritische Denken sowie die Auseinandersetzung mit dem eigenen Tun haben im Ingenieurberuf stark an Bedeutung gewonnen. Mit der Bildung der Fachhochschule wurde ja die Möglichkeit geschaffen, dem Bachelor- ein Masterstudium folgen zu lassen. Vor allem Studierende, die diesen Weg wählen, müssen auch mit den Methoden des wissenschaftlichen Arbeitens und Schreibens vertraut sein.
Wie hat sich die Kommunikation der Schule nach aussen verändert?
Die BFH bemüht sich stärker als früher, der Öffentlichkeit zu vermitteln, woran sie forscht, was sie entwickelt und welche Dienstleistungen sie anbietet. Ich war da als Redaktionsmitglied bei der Produktion unserer Publikationen direkt involviert. Früher kommunizierten wir vor allem mit unseren Magazinen, später wurde das Internet immer wichtiger. Die Schule informiert heute auf verschiedenen Kanälen über ihre Tätigkeit – und macht dabei natürlich auch Werbung für sich selbst.
«Das kollaborative Element, das kreative und das kritische Denken sowie die Auseinandersetzung mit dem eigenen Tun haben im Ingenieurberuf an Bedeutung gewonnen.»
Sie haben seit 1999 BFH-Magazine unter drei Namen redaktionell betreut: das «Tilt», das «hitech» und zuletzt das «spirit biel/bienne». Was hat sich dabei verändert?
«Tilt» ging auf eine Initiative der Direktorin Christine Beerli zurück. Die Redaktion unter der Leitung von Giampaolo Possagno war paritätisch aus Studierenden und Dozierenden zusammengesetzt. Wir hatten viele Freiräume und schrieben über alles Mögliche, auch über Schulfeste oder über die Besuche von Michail Gorbatschow und Kofi Annan. Ein Heft konnte damals 100 Seiten umfassen. Das wäre heute unvorstellbar (lacht). Mit dem «hitech» ab 2005 änderte sich einiges. Es war die Zeit der internen Reorganisation und der Bologna-Reform. Unter Direktor Lukas Rohr wurden die Forschungstätigkeiten im Departement Technik und Informatik intensiviert, und es wurden die Institute geschaffen. Das Magazin umfasste noch 32 Seiten, und es ging nun ausschliesslich um Kommunikation nach aussen, nach dem Motto: Tu Gutes und sprich davon. Das Zielpublikum war das interessierte Umfeld, die Politik, die Wirtschaft.
Seit 2015 heisst das Magazin «spirit biel/bienne». War es mehr als ein Namenswechsel?
Damals wurde der BFH-Campus Biel/Bienne zum Thema. Wir dachten, dass er 2020/2021 eröffnet würde, und wollten uns vorbereiten. Da entstand die Idee eines gemeinsamen Magazins der beiden technischen Departemente – Architektur, Holz und Bau sowie Technik und Informatik. Wir nahmen also bei der Kommunikation bereits die zukünftigen Strukturen vorweg. Gleichzeitig wollten wir mit dem Namen «spirit biel/bienne» an die Vergangenheit der Schule mit den gloriosen Erfolgen der Solarmobile anknüpfen (lacht).
Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?
Derzeit geniesse ich meine neuen Freiheiten, da ich nicht mehr an einen Stundenplan gebunden bin. Ich habe nun auch mehr Zeit für meine Grosskinder und fürs Musizieren. Mit der Zeit werde ich mir wohl wieder eine regelmässige Aufgabe suchen. Es gibt da ein Programm für Pensionierte, in dem Seniorinnen und Senioren Lehrpersonen und Schulkinder im Unterricht unterstützen. Das könnte ich mir gut vorstellen!
Vielen Dank für das Gespräch, und alles Gute für die Zukunft!
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